RE: Erlebnisbericht: Arzt verweigert Folgerezept für Beta-Blocker

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Wie ich recherchiert habe bekommt ein Arzt pro Patient einen pauschalen Betrag, der sich nicht erhöht egal ob der gute Mensch 1 x oder 10x im Vierteljahr vorstellig wird! Stellt der Arzt jedoch lediglich ein Rezept aus wird dies, wie ich gelesen habe, nicht vergütet!

Ich als rechtlicher Laie denke, dass es sich eventuell um eine Nötigung handeln könnte.

Mit der Reserve ist es so eine Sache, die haben da genauestens drüber buchgeführt wie lange du mit den Tabletten auskommen musst. "Im Computer steht aber, sie müssten noch bis zum xx damit auskommen. Da können wir jetzt noch nichts aufschreiben."

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Eine Verordnung kann nur 1x pro Quartal zu Lasten der KGV ausgestellt werden, ansonsten macht man sich als GKV Arzt regresspflichtig.

Man kann aber alternativ auch ein Privatrezept ausstellen, sofern eine Verordnung zu Lasten der GKV nicht möglich ist, weil zum Beispiel der Versicherungsschutz nicht vorhanden ist usw.

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Hm, kann ich Dir ev. ein wenig aufklären, da ich lange in der Thematik drin war, und zum Glück heute nur noch ein wenig bin, allerdings sind die Regeln echt extrem komplex,ich muss etwas vereinfachen, aber ich versuch es mal.

Es ist insgesamt eine Mischung aus verschiedenen Pauschalen und Einzeleistungsvergütungen,daneben gibt es Sonderverträge und vieles mehr.

Die Gesamtausgaben sind in der ambulanten Medizin durch das Diktat des SGB-V, des politischen Willens der sog "Beitragsatzstabilität" bei ständig zunehmenden Leistungsversprechen der Kassen und der sog "befreienden Gesamtvergütung" geregelt, d.h. die Kassen schütten am Ende jedes Jahr die gleiche Summe x in die ambulante Versorgung + ca 1% pro Jahr, egal wieviel Leistungen die Gesamtmenge der Versichterten in Anspruch nimmt. Und um diese Summe herrscht dann ein sehr extrem komplexes Verteilungsverfahren, das kaum noch jemand in der BRD versteht.

Gleichzeitig haftet der Arzt per SGB-V für seine Verschreibungen aller Art mit dem Privatvermögen im Falle einer nachgewiesenen Unwirtschaftlichkeit, seine Verordung hat wirtschaftlich , ausreichend, das Maß des Notwenigen nicht übersteigend und zweckmäßig zu sein, man nennt es WANZ-Prinzip, so steht es im Gesetz, ehrlich gesagt wird das selten bis gar nicht.
Die Kassen haben dazu ganze Stabsabteilungen, die das per Algorithmen prüfen und das ist ein Grund, warum Ihr immer weniger junge Ärzte finden werdet, die sich das "Gesamtpaket" noch antun in eigener Praxis.

Am Ende wird private equity oder wahlweise der Staat übernehmen, beim ersten wirst Du gemolken ohne Sinn und Verstand, beim zweiteren funktioniert nix mehr irgendwann.

Durchschnittlich erhält ein Hausarzt im Moment so ca. 70 Euro pro Patient pro 3 Monate als Durchschnittsfallwert, hängt mit +-10 Euro dann vom Bundesland und den Verteilungsverfahren ab, das ist dann all inclusive,kann zur Not genau nachlesen.
Auch ein nur Rezept austellen ohne Patientenkontakt wird z.B. vergütet, mit 1,45 Euro oder so pro quartal, gut ist wer 1 oder 2 x kommt, wer 10 x kommt bei den ganzen oft komplex kranken wird dann schwierig, manche kommen 20 x., die BRD hat mit am meisten Arzt-Patienten-Kontakte auf der Welt, älter werden wir trotzdem nicht im Vergleich, also Fehlreguliert, flasche anreize und mehr.
Umsatz ist dann natürlich nicht gleich Gewinn, Du hast Investiontskosten, in der Regel hohe Schulden bei Beginn, heute extrem steigende IT-Kosten und Tariflöhne, x andere Kostenfaktoren etc, ca 3000 direkte Vorschriften, 99 Seiten Kurzfassung für das korrekte ausfüllen von Physiorezepten etc.
Aber man konnte mit etwas Geschick gut leben, wenn man bereit war, sehr viel Arbeit in all das zu stecken, früher waren es bei mir z.B. oft 70 h + x mal, aber das ist ein Preis der Selbstständigkeit, wobei man seine Preise eben nicht selber bestimmen kann.
Die kommende work-life-balance-Ärztegeneration, die ja nur Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Einstellung ist, wird das so einfach nicht mehr machen, die Folgen wirst Du noch erleben und ich auch.
Dazu haben wir oft bis zu 80% Frauen im Erstsemester, und die Studienplätze der ehemaligen DDR/Bzw Ost West wurden abgebaut, dazu werden die Leute weiter älter und kränker, das System ist so zum Scheitern verurteilt, das weiss eigentlich jeder Politiker.

Das mit der Zahl der Tabletten ist durch die gesetzlichen Krankenversicherung tatsächlich geregelt und vorzeitige Rezepte darf man nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenversichung austellen, die veranstalten da wie gesagt regelrecht regelrechte Prüforgien mit entsp. Strafzahlungen, mit der Digitaliserung wird das noch strenger regelmentiert werden, der Kassenarzt ist also verpflichted genauestens Buch zu führen, das ist der Auftrag des Gesetzgebers.
Verliert ein Pat z.B. seine Tabletten oder hat zuviel genommen ohne ärztlichen Rat, darf man nicht vorzeitig neu verordnen, das ist gesetzlich klar geregelt, geht dann nur Privatrezept.

Ich weis nicht, ob das nun verständlich war, aber die Rahmenbedinungen der ambulanten Medizin machen Kassen und Politiker, nicht die Ärzte.
Ich selber ziehe mich aus diesem kranken System zurück.
BGvB.

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Die Planwirtschaft in unserem Gesundheitssystem hat unerträgliche Zustände angenommen.

Ich denke es wird zu einem Zusammenbruch kommen und dann zu einer Zweiklassenmedizin. In der einen werden die Menschen elektive OP´s erst nach mehreren Jahren bekommen oder wenn sie bereits tot sind und in der anderen Version wird man alles privat zahlen müssen.

Ich sehe aber auch, dass immer mehr Ärzte den Job in der GKV hinschmeissen oder nur noch auf halben KV-Sitz arbeiten, ehe sie sich ganz aus dem System verabschieden.

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Ja, es ist zu Tode reguliert, und dazu noch wirklich sehr schlecht geplant, Planwirtschaft war es ja schon lange. Es wird nun ambulant für GKV-Patienten auf investorengeführte MVZs (dort wird streng nach bezahltem Leistungskatalog angeboten wenn überhaupt und alles andere dnn privat) und/oder Staat (mit entsp. schlechter Leistung und durch den geringeren Leistungsanreiz der beschäftigten Kollegen dort) rauslaufen, die schrittweise Verabschiedung aus dem Job in der GKV sehe ich genauso auch schon länger. Und daneben wird es ambulant eben zunehmend mehr reine Privatarztpraxen geben, die man dann aber natürlich auch staatlich versuchen wird zu regulieren. Und ähnlich wirds in vielen anderen Bereichen der ambulanten Versorgung laufen, das wirst Du nicht mehr aufhalten.

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Den Privatpraxen wird man mit der Bürgerversicherung sicherlich auch das Wasser Abgaben und dann wird der Patient, sofern dies möglich ist ins Ausland ausweichen müssen.

Die MVZ werden über kurz oder lang vielerorts vermutlich pleite gehen. Denn der Zinsanstieg der kommen wird macht die Kapital geführten Versorgungszentren unrentabel.

Das goldene Zeitalter der MVZ's endet dann sehr schnell, wenn die Rendite nicht mehr stimmt.

Dabei entsteht dass Problem, dass die GKV Sitze in der ambulanten Versorgung "verloren" gehen.

Das führt dann zu einer weiteren gravierenden Verschlechterung der Gesundheitsversorgung.

Wenn die Ärzteschaft kollektiv ihre KV Zulassung zurück gibt, so wie es die Kieferchirurgen vor einigen Jahren in Niedersachsen gemacht oder angedroht haben, dann kann der GKV Faschismus ganz schnell einpacken

Die Lösung der Misere ist nur über die Beseitigung aller staatlicher Eingriffe in die Gesundheitsversorgung möglich, in dem das Morbiditätstsrisiko auf die Versicherungen zurück verlagert wird und nicht weiterhin von der Ärzteschaft getragen werden muss. Es ist Aufgabe der Versicherungen Gesundheitsrisiken zu tragen und diese zu bewerten und nicht die Aufgabe der Ärzte dieses Risiko seitens der GKV aufgeschultert zu bekommen.

Genau da liegt eines der zentralen Probleme im deutschen Gesundheitswesen, neben vielen anderen vom Staat angerichteten Leistungskürzungen und unsäglichen Eingriffen in das Arzt-Patientverhältnis und die Behandlungs und Diagnosefreiheit derselben.

Beste Grüße

!BEER

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