Neues Leben? / New Life? 😎 DE / ENG

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Das Dorf dreht frei, beziehungsweise dessen Bewohner.
Seit Montag dürfen in Portugal die Außenanlagen der Restaurants, Cafes und Kneipen wieder geöffnet werden.
Zur Mittagszeit fuhr ich kurz in den Ort, ein paar Einkäufe erledigen und erkannte das verschlafene Nest fast nicht wieder. Wirklich jede Esplanada war gut besucht, um nicht zu sagen proppevoll.

Panik stieg in mir auf, nicht etwa aus Angst vor einer Covid 19 Ansteckung, viel mehr machte ich mir Sorgen am Abend ein Plätzchen vor dem Bildschirm meiner Stammkneipe zu ergattern.
Denn mit der teilweisen Wiedereröffnung der Gastronomischen Einrichtungen, wird Muelli´s Hütte geschlossen und unsere konspirativen Treffen zum Fußball schauen, auf dem gemütlichen Sofa, neigen sich dem Ende.
Das Abo des Sportkanals im TV wurde gekündigt, läuft aber erst am 20. April aus, was uns in diesem Fall sehr gelegen kommt, denn an den Wochenenden müssen alle Gaststätten etc. um 13.00 Uhr die Türen schließen, während sie über die Woche bis 22.30 Uhr geöffnet bleiben dürfen.
Darüber nachzudenken welchen Sinn solch eine Regelung haben soll erspare ich mir, das würde meinen ohnehin schon angespannten Nerven nicht gut tun. Im gesamten Landkreis mit etwa 5500 Einwohnern, gibt es einen offiziellen Corona Fall.
Da aber die meisten Fußballspiele nun mal am Wochenende stattfinden, müssen wir noch bis zum 18. April in meiner Bude gucken, ab dann wird weiter geöffnet und die Wochenendregelung soll aufgehoben werden.

Aufgrund der überfüllten Terrasse schon zur Mittagszeit, ging ich auf Nummer sicher, parkte den Wagen und schlenderte zur Kneipe um für den Abend einen Tisch zu reservieren.
Was ich nun sah, je näher ich kam, war unglaublich.
Der Grill Meister rotierte am Grill und Leute die ich seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, torkelten bereits zum Mittag fröhlich in der Gegend herum. Von allen Seiten wurde ich zum Bier eingeladen, was ich um diese Urzeit grundsätzlich ablehne und auf dem ganzen Dorfplatz herrschte ausgelassene Partystimmung.
Ein ungewohnter und fast schon etwas verstörender Anblick.

Mein Liebchen hätte es sich nicht träumen lassen, was dort abging.

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Als ich es Ihr, nachdem sie aus dem Tiefschlaf erwachte erzählte, versicherte sie mir auf der Stelle mich am Abend nicht zu begleiten.

Um 19.00 Uhr nahm ich mit meinen Kumpanen am reservierten Tisch, direkt vor dem Fernseher Platz, bestellten Futter und Getränke, voller Vorfreude auf das beginnende Fußball Spiel.
Auf der Esplanada hatte sich nichts geändert, fast jeder Tisch war besetzt, zum Teil noch mit den selben Leuten vom Mittag und überall spazierten lächelnde, angeheiterte Menschen mit Getränken in der Hand umher.
Plötzlich krabbelte mich irgendjemand von hinten an und verpasste mir einen Kuss auf die Wange.
Ich erstarrte kurz, drehte mich herum und vor mir stand mein über beide Backen grinsender Sohn mit einem Bier in der Hand. Hurra die Kneipen sind wieder auf, brüllte er über den Platz und flitze direkt zur Konkurrenz nebenan, wo seine kleine Gang abhing. Am Kuss erkannte ich, das der Bengel auch schon etwas länger feierte, denn das war in den letzten drei Jahrzehnten das erste mal das er mir freiwillig einen Schmatzer verpasste, soweit ich mich erinnern kann.
So ging das die ganze Zeit, ständig kam jemand vorbei, gab eine Runde aus und laberte sich trunken seine Freude über das wiedergekehrte Leben von der Seele.
Fast hätte ich vor lauter Trubel an unserem Tisch, das einzige gefallene, aber zum Sieg ausreichende Tor des Spiels verpasst.

Auf einmal sprinteten alle Besucher zurück an ihre Tische, die maximal mit 4 Personen besetzt sein dürfen, setzten sich eine Maske auf und tuschelten untereinander als wäre nichts geschehen.
Nun bemerkten auch wir die herankommenden Polizisten und drückten uns die Maske ins Gesicht, warum auch immer, denn eigentlich wird dies nicht gefordert, lediglich empfohlen.
Die Ordnungshüter blickten streng durch die Gegend, schienen aber zufrieden mit dem was sie sahen und verschwanden wieder. Die Ordnungshüterin wäre sicher noch gerne länger geblieben, das vermuteten wir zumindest, als sie dem Schweizer an unserem Tisch neckisch zu zwinkerte, schloss sich dann aber ihren finster drein blickenden Kollegen an.
Keine Minute später ging es vor den Kneipen wieder zu wie auf einem Festival und das halbe Dorf feierte hart, gerade so als würde am nächsten Tag alles wieder geschlossen werden.
Ich muss gestehen, das ich mich nach anfänglichem Zaudern anstecken ließ, von der guten Laune auf dem Platz und vor den Kneipen, so das ich nach dem Spiel, zusammen mit meinen Kumpels noch jeder begehbaren Esplanada in der Nähe einen Besuch abstattete und um 22.30 Uhr, als alle schließen mussten, befand ich mich schließlich auch auf dem Level der anderen Anwesenden und trat selig und besoffen den Heimweg an.

Der Verdacht am nächsten Morgen, mich am Vorabend mit Covid 19 infiziert zu haben, entpuppte sich mal wieder als unbegründet. Die höllischen Kopfschmerzen waren lediglich einem gepflegten Alkohol Kater zu verdanken und ich verkündete, erst mal von weiteren Gastronomie Besuchen abzusehen.
Das Liebchen ließ sich von meiner spontanen Eingebung allerdings nicht beeindrucken und tat nichts, um mir in meiner Not zur Seite zu stehen, außer mich mitleidig anzusehen und zu sagen:
„ Aber natürlich mein Liebling „
Daraufhin verließ Sie kopfschüttelnd den Raum.

Aber Laune hatte der ungewöhnliche Abend schon gemacht, nach so langer Zeit der sozialen Abstinenz.
Mal sehen wie lange der Spaß diesmal anhält!? 😎

ENGLISH

The village turns free, respectively its inhabitants.
Since Monday, the outdoor areas of restaurants, cafes, and pubs are allowed to open again in Portugal.
At lunchtime, I drove briefly into the village, do some shopping, and almost did not recognize the sleepy nest. Every esplanada was well attended, not to say packed.

Panic rose in me, not because of fear of a Covid 19 infection, much more I was worried to get a place in front of the screen of my favorite pub in the evening.
Because with the partial reopening of the gastronomic facilities, Muelli's hut will be closed and our conspiratorial meetings to watch soccer on the comfortable sofa will come to an end.
The subscription to the sports channel on TV has been canceled, but it will not expire until April 20, which is very convenient for us in this case, because on weekends all the restaurants, etc. have to close their doors at 1 p.m., while during the week they are allowed to stay open until 10:30.
I spare myself from thinking about the meaning of such a regulation, which would not do any good to my already tense nerves. In the entire district with about 5500 inhabitants, there is an official Corona case.
But since most soccer games now take place on weekends, we still have to watch until April 18 in my den, from then on it will be opened further and the weekend regulation should be lifted.

Because of the crowded terrace already at lunchtime, I played it safe, parked the car, and strolled to the pub to reserve a table for the evening.
What I saw now, the closer I came, was incredible.
The grill master was rotating at the grill and people I hadn't seen for months were already staggering around happily at noon. From all sides I was invited to beer, which I refuse at this primeval time in principle, and on the whole village square was a boisterous party atmosphere.
An unusual and almost somewhat disturbing sight.

My sweetheart would not have let it dream, what went off there.

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When I told her, after she woke up from a deep sleep, she assured me on the spot not to accompany me in the evening.

At 19.00 o'clock I took with my cronies at the reserved table, directly before the television place, ordered fodder and beverages, full of anticipation of the beginning soccer play.
On the Esplanada nothing had changed, almost every table was occupied, partly still with the same people from noon and everywhere smiling, buzzed people with drinks in hand walked around.
Suddenly someone crawled up behind me and kissed me on the cheek.
I froze for a moment, turned around, and in front of me stood my son grinning from ear to ear with a beer in his hand. Hooray, the pubs are open again, he yelled across the square and dashed straight to the competition next door, where his little gang was hanging out. By the kiss, I recognized that the brat also celebrated a little longer, because that was the first time in the last three decades that he voluntarily gave me a smacker, as far as I can remember.
So it went all the time, constantly someone came by, spent around, and babbled drunkenly his joy about the returned life from the soul.
I almost missed the only goal of the game, which had been scored but was enough to win, because of the hustle and bustle at our table.

All of a sudden, all of the visitors sprinted back to their tables, which may be occupied by a maximum of 4 people, put on a mask, and whispered among themselves as if nothing had happened.
Now we also noticed the approaching policemen and pressed the mask into our faces, for whatever reason, because this is not required, only recommended.
The law enforcement officers looked sternly around, but seemed satisfied with what they saw and disappeared again. The security guard would certainly have liked to stay longer, at least that's what we suspected when she winked teasingly at the Swiss guy at our table, but then joined her frowning colleagues.
Not a minute later, it was like a festival again in front of the pubs and half the village was partying hard, just as if everything would be closed again the next day.
I must confess that I let myself be infected after initial hesitation, from the good mood on the place and before the pubs, so that I after the play, together with my buddies still each accessible Esplanada in the proximity a visit and around 22.30 o'clock, when all had to close, I was finally also on the level of the other present ones and stepped blissfully and drunkenly the way home on.

The suspicion the next morning that I had been infected with Covid 19 the night before turned out to be unfounded once again. The hellish headache was merely due to a well-groomed alcohol hangover and I announced that I would refrain from further visits to the restaurant for the time being.
My sweetheart, however, was not impressed by my spontaneous inspiration and did nothing to help me in my distress, except to look at me pityingly and say:
" But of course my darling "
Thereupon she left the room shaking her head.

But the unusual evening had already made mood, after so long time of the social abstinence.
Let's see how long the fun lasts this time!? 😎

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Kaum zu glauben was ein Verzicht so alles auslösen kann, schönen Gruss an den Sohnemann.
!WINE

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Der blanke Wahnsinn. Die Grüße richte ich aus, wenn ich das nächste mal ein !BEER mit dem " Kleinen " auf der Esplanada trinke. 😎

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Schön zu hören, das bei euch das soziale Leben wieder zurück ist und bas man ein !BEER auch außerhalb der eigenen 4 Wände trinken kann.. Bei uns diskutiert man wieder "Brücken-Lockdown" oder "Teststrategie" und "Ausgangssperre", und, und, und......
So langsam werden hier alle coronamüde.

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Das Glück wird nicht von langer Dauer sein, befürchte ich.
Daher gilt jetzt, das !BEER nur noch auswärts zu trinken. 😎

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Was hast Du den da für ein Monster?
Ich meine natürlich den Hund.
Der braucht ja mindestens 5kg Fleisch am Tag.
Schön aber bestimmt teuer.
Im Prinzip wie eine Ehefrau.

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Das ist Bob der Hund, den kennst du doch schon.
Glücklicherweise ist dieser Brocken von Tier sehr beliebt, auch in der Nachbarschaft und er versteht es sehr gut sein Herrchen finanziell nicht zu überanspruchen, in dem er auch gerne auswärts isst.
Bei mir kriegt er wegen seinem Übergewichts kaum noch was zu futtern, das regeln der Belgier, der Schweizer und die Portugiesen, denen er täglich einen Besuch abstattet.
Von daher ist der " Kleine " im Unterhalt recht günstig und es bleibt noch Geld für !BEER . 😎

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!WINE

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