Im Nebel des Grauens vom Glück geküsst!? 😎

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(Edited)

Viel Glück und Petri Heil!
Ich zuckte augenblicklich zusammen, als mich mein Liebchen mit diesen Worten am Vormittag verabschiedete, weiß doch ein jeder Angler, zumindest die portugiesischen, das solch fromme Wünsche doch meist nur Unglück bringen.
Tatsächlich wollen portugiesische Fischer nichts von irgendwelchen Glückwünschereien vor der Arbeit hören, erst wenn der Fang im sicheren Hafen ist, darf gratuliert werden.
Warum das so ist? Keine Ahnung.

Ich nahm es gelassen, ach was, in Wirklichkeit freute ich mich sogar richtig, das meine Kleine mich ziehen ließ, ohne zu nörgeln und mir nur das Beste wünschte, für meinen bevorstehenden Angeltag.
Nicht alle Frauen zeigen so viel Verständnis für des Mannes Jagdtrieb, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.

Doch die Freude sollte nicht lange anhalten.
Ich stellte meinen Wagen wie immer, in der kleinen Parkbucht inmitten der Dünen ab, von wo aus ich noch ca. 1 Km laufen musste, um an meinen Angelspot an den schroffen Klippen vorm Atlantik zu kommen. Das Wetter war prächtig, die Sonne schien in heller Pracht und bei einer Temperatur von 25 Grad Celsius war es nicht zu heiß.
Doch irgendetwas stimmte nicht da vorne am Meer, wie mir mein Blick durchs Tal verriet.

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Je näher ich meinem Spot kam, umso klarer, oder besser gesagt unklarer wurde die Sicht.
Zwar war der Horizont im strahlenden Blau zu erkennen, aber ein sonderbarer Nebel schickte sich an die See zu verschleiern und als ich schließlich über dem Abgrund stand und nach unten schaute, sah ich fast nichts.

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Verdammt, das war nicht gut.
Der Abstieg zu meinem Angelplatz ist nicht ganz ungefährlich. Die Kletterei wird einem zwar durch ein paar befestigte Seile, welche von einem alten Fischer der Gegend dort angebracht wurden, erleichtert, aber man sollte sie wenigstens erkennen können und auf dem extrem schmalen Trampelpfad welcher sich in ca. 20m Höhe steil abfallend längs zur Küste zieht, bevor man wieder klettern muss, sind schon so einige Unbedachte, bei besseren Sichtverhältnissen in den Tod gestürzt.
Ein wenig mulmig war mir schon zumute, aber wie der Portugiese schon sagt: Quem não arrisca não petisca. Wer nicht wagt der nicht gewinnt, oder genauer übersetzt, wer nichts riskiert hat nichts zu essen und da der Grund meines dortigen Erscheinens nun mal die Nahrungssuche war, machte ich mich an den Abstieg.

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Es war dann gar nicht so dramatisch wie es schien und als ich unbeschadet unten ankam, verzog sich der Nebel plötzlich in Windeseile, was ich als fast noch gruseliger empfand.
War es etwa doch der Nebel des Grauens und machte nun Platz für noch Schlimmeres?

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Anfänglich sah es nicht so aus, zwar bissen die Fische nur zaghaft und auch nach 1,5 Stunden hatte ich noch keinen aus dem Wasser gezogen, aber der Tag zeigte sich von seiner besten Seite, kaum Wind, das Wasser nicht zu heftig aber wild genug, milde Temperatur und strahlender Sonnenschein.
Die frische Seeluft umschmeichelte die Nase und die Möwen gesellten sich zu mir, in der Hoffnung das es ihnen gelingt meine Angelköder zu klauen.
Plötzlich völlig unerwartet, ein kräftiger Biss. Die Angelrute bog sich ordentlich, der Fisch zeigte sich sehr wehrhaft und ich glaubte einen Kapitalen am Haken zu haben, was sich aber leider schnell als Wunschtraum entpuppte.

Ein kleiner, etwa 400g schwerer Sargo ( Seebrasse ) kam mir entgegen geflogen, als ich den Haken aus dem Wasser holte und er hatte sich mit der Schwanzflosse in der Schnur verheddert, was den starken Widerstand beim einholen erklärte, kam der Fisch, doch anstatt gerade in Richtung Ufer geschwommen, längs mit der vollen Breitseite daher .
Na immerhin, jetzt geht es los, dachte ich mir, bestückte hektisch den Haken mit einer Stabmuschel und holte erneut zum Wurf aus, mir sicher, das ab jetzt richtig viel gefangen wird.

Es krachte kurz und mir war klar, das dies das Ende für heute sei und gar nichts mehr gefangen wird.
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Da hatte ich in meiner Aufregung wohl nicht bemerkt, das sich die Schnur mit dem Blei um die Spitze gewickelt hatte und sich bei meinem kräftigen Wurf nicht von der Rolle lösen konnte. Die Angel brach entzwei.

Wieder zuhause angekommen wunderte sich das Liebchen über meine frühe Heimkehr.
„ Sag nichts „ fuhr ich sie an, noch ihr munteres - viel Glück und Petri Heil - vom Vormittag im Ohr, schmiss den Fisch schweigend auf den Tisch, putzte ihn, schweißte ihn luftdicht in einen Gefrierbeutel ein und legte ihn in die kalte Truhe.

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Wenig später lag ich im Arm der Liebsten, spürte das zarte Streicheln ihrer Finger auf meiner Haut, genoss ihre tröstenden wie aufbauenden Worte, trank einen Schluck Wein und bemerkte, was für ein Glückspilz ich doch trotz allem bin. 😎

Habt Dank für´s Lesen und weiter mit ...
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FOTOS: @muelli



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21 comments
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Herrlich, ein wunderbarer Artikel. Mit Herz und Liebe verfasst. Wenn ich Dir 150% geben könnte, dann würde ich es tun ...

Petri Heil Ähhhhh oder wie jetzt ...

Nun ja, liebe Grüße aus Wien
@schmidi

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Vielen Dank dafür und es freut mich das er dir gefallen hat.
Da gebe ich doch gerne ein !BEER aus. 😎

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Du mutiger, angelnder Glückpilz! Toll geschrieben, die Fotos mit dem Nebel sind dennoch wunderschön. Schade um die Angel, aber du bekommst nun bestimmt eine bessere ;)

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Danke sehr.
Angelruten habe ich glücklicherweise noch einige in Reserve. 😎

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Schade um die Angel, da kann ich mitfühlen, ich schicke dir ein Mikrokredit :)))
!ENGAGE 25

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Besten Dank, ... bist du etwa auch ein Angler?
Bei soviel Mitgefühl und noch einem Kredit obendrauf, keimt der Verdacht in mir auf. 😎
!BEER

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Sagen wir so, ich darf offiziel angeln :)

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Thank you for your engagement on this post, you have recieved ENGAGE tokens.

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Abergläubisch issa auch noch?
Ein schlauer Mann hat einmal in etwa gesagt:
Die Voreingenommenheit unterliegt dem Gesetz der Empfindung. Wenn Du etwas negatives erwartest und es dann eintritt, dann empfindest du es als doppelt so schlimm.

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Da hat der schlaue Mann bestimmt recht damit gehabt... und ich bin nicht abergläubisch, aber ich glaube an´s !BEER . 😎 🍻

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🍺- (nur) diesbezüglich sind wir also beide abergläubisch - sehr gut.

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Wäre es nicht besser gewesen einen anderen Tag angeln zu gehen! Ihr hattet bestimmt noch was zu Essen zu Hause! Hört sich sehr gefährlich an. Wäre doch schade Deine Blogs nicht mehr lesen zu können.

Liebe Grüße Michael

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!jeenger

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Your contribution was curated manually by @mima2606
Keep up the good work!

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Schön zu lesen, schade um die Angel.
Aber selbst der Blick des Fisches scheint ausdrücken zu wollen
"Hättest du besser wissen können, ätsch!"

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