Einige Gedanken zur Bedeutung des Wortes "Ausbeutung"

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Was ist Ausbeutung? Nach einer kleinen Diskussion mit @atego (hier: https://steempeak.com/@atego/der-konsum-gier-des-westens-also-von-uns) vor einigen Wochen habe ich mir ein paar Gedanken zu dem Wort "Ausbeutung" gemacht.

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Seht Ihr den Begriff eher positiv oder negativ?

etymologisch: siehe https://www.dwds.de/wb/Ausbeutung
"a) abwertend Ausnutzung zu eigennützigen, negativen Zwecken
b) Ausnutzung zu gemeinnützigen, positiven Zwecken"

An sich ist der Begriff neutral:
"sie [die Ausbeutung] zielt zunächst auf Naturschätze jeder Art, gilt aber auch für das ertragreiche Ausschöpfen materieller und geistiger Werte."

Wenn ein Rohstoff in einem Lager gefunden wird, kann er ausgebeutet werden. Wenn Rohstofflager nicht vollständig ausgebeutet werden, so ist das ineffizient und nicht optimal (wirtschaftlich und ökologisch, weil ein neues Lager gefunden und geöffnet werden muss). Ausbeutung hilft Menschen bei der Versorgung mit Rohstoffen.

Marx hat das Wort missbraucht und seitdem ist es negativ konnotiert:
"Im Anschluß an den marxistischen Terminus Ausbeutung (s. unten) wird ausbeuten der verbale Ausdruck für das ökonomische Verhältnis zwischen Kapitalisten und den besitzlosen Lohnarbeitern (1. Hälfte 19. Jh.)"
"„Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ (1845) zunehmend mit seinem dt. Äquivalent Ausbeutung wiedergegeben. Im Zusammenhang mit der Annahme eines Mehrwertes entwickeln Marx und Engels Ausbeutung zu einem zentralen Terminus der marxistischen Gesellschaftstheorie und bestimmen ihn als ‘Aneignung unbezahlter fremder Arbeit (des Mehrprodukts) durch die Eigentümer der Produktionsmittel’ in der antagonistischen Klassengesellschaft."

Entweder fehlte Marx der historische Kontext oder er täuschte bewusst. Während die Bevölkerung vor der Industrialisierung in extremer Weise von Wind und Wetter abhängig war und bei einer schlechten Erntesaison Zehntausende oder mehr Menschen elendig verhungerten, haben Produktivitätsfortschritte (landwirtschaftliche Revolution, insb. Fruchtwechselwirtschaft) dazu geführt, dass weniger Menschen in der Landwirtschaft arbeiten mussten und der Ernährungszustand sich wesentlich verbessert hat. Dadurch hatten Menschen die Möglichkeit (!) in die Stadt zu ziehen, in Fabriken zu arbeiten, Geld zu verdienen und ihren Lebensstandard zu verbessern (!). Dass dabei trotzdem sehr viele Menschen in schlechten Behausungen gelebt haben und harte körperliche Arbeit über viele Stunden hinweg verrichten mussten, ist unbestritten. Aber es war eine Verbesserung gegenüber der grösseren Abhängigkeit und dem grossen Leiden zuvor und die Menschen (hauptsächlich Männer) entschieden sich freiwillig (!) dazu.

Es gibt freiwillige Verträge, denen beide Seiten zustimmen. Diese Verträge sind wohlstandserhöhend, da beide Seiten nur dann zustimmen, wenn sie einen Vorteil dadurch haben (win-win).
Wenn eine Seite z.B. einem Arbeitsvertrag nicht zustimmt, sondern zur Arbeit gezwungen wird, dann handelt es sich um Sklaverei. Dies ist ein Verbrechen.

Ich bekomme ein Gehalt von meinem Arbeitgeber. Bei der Verhandlung um die Höhe des Gehalts versucht mein Arbeitgeber einen möglichst niedrigen Wert zu erreichen und ich einen möglichst hohen. Je nach Verhandlungsmacht (Angebot-Nachfrage) einigen wir uns am Ende auf einen Wert. Gleichzeitig versucht mein Arbeitgeber möglichst viel Arbeitseinsatz aus mir herauszuholen. Ist das Ausbeutung? Beide Seiten versuchen das für sich Maximale rauszuholen. Wenn ich nicht einverstanden bin, suche ich nach Alternativen. Wenn ich keine (für mich ausreichende) Alternative finde, habe ich eine schlechte Verhandlungsposition.

Meine Meinung dazu: Wenn die politische Linke oder Rechte den Begriff Ausbeutung benutzt, missbraucht sie das Wort und spielt mit den Emotionen der Menschen.

Entscheidend für eine moralische Bewertung einer zwischenmenschlichen Beziehung (egal ob es um Arbeit, Handel oder eine amouröse Beziehung geht) ist für mich, ob diese Beziehung auf der Freiwilligkeit von beiden Seiten beruht oder nicht. Das Wort Ausbeutung vermeide ich weitgehend.

Mehr zum Thema Freiwilligkeit:
http://www.notbeinggoverned.com/introduction-to-voluntaryism/
https://mises.org/wire/voluntaryist-constitution
https://www.misesde.org/?p=13595
http://www.misesde.org/?p=5442

Have a nice day!

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5 comments
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Ich empfinde das Wort „Ausbeutung“ als negativ. Das liegt aber mit ziemlicher Sicherheit daran was du oben beschrieben hast. Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir dass es tatsächlich kein negativer Ausdruck ist bzw. sein muss.
Guter Text 👍

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Leider gibt es noch sehr viel mehr "Worte" oder auch Gegenstände, die tatsächlich erst durch die entsprechende Verwendung negativ oder positiv beurteilt werden können.

Ein Messer zum Beispiel kann Brot schneiden oder auch einen Menschen töten.
Schon unsere Natur ist positiv oder negativ, je nach Interpretation.
Es gäbe noch hunderte Beispiele dafür.
#CC

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Abziehen oder Eintüten sind die neuen Begrifflichkeiten .... ;)

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Eintüten kannte ich in dem Zusammenhang noch nicht :D

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