forking myself: Gedanken während und nach einem Tag Downtime

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Vor einigen Tagen (omg, das ist schon wieder knapp drei Wochen her!) las ich einen tollen Artikel von @gtg, der beschreibt, wie man einen MIRA basierten Steem consensus Node aufsetzt. Damals schon habe ich mir vorgenommen, das zu machen. Bis zum HF22 hatte ich mit @dreamies einen witness just for fun laufen, den ich vergangenes Jahr einfach mal installiert hatte, um auf einem Meetup live zu zeigen, dass das gar nicht so schwer ist. Der Witness node lief stabil, fand aufgrund seines bescheidenen Gewichts immerhin alle paar Wochen einen Block, allerdings habe ich ihn nicht auf 0.22 hochgezogen.

Nach den Erlebnissen der letzten 48 Stunden uppe ich mein Ziel: ich möchte nicht nur einen consensus node betreiben, sondern einen public full api node. Und ich werbe dann auch aktiv um witness votes.
So wie ich die Doku verstehe, ist es mit MIRA und anderen neuen Tools möglich, einen full node aus mehreren Einzelservern zusammenzusetzen. Das zu erforschen finde ich spannend, learning by doing. Und dass ein großer Bedarf an zuverlässigen Nodes besteht, zeigen die letzten Stunden mehr als deutlich.

Spannend fand ich die Diskussionen rund um Zentralisierung oder Dezentralisierung in STEEM. Das Netzwerk ist dezentral, ja. Das Protokoll ist offen, und jeder kann mitmachen, ja. Aber die Software ist zentral, obwohl sie quelloffen und frei ist. Wenn alle Witnesses den gleichen Code laufen haben, stürzt bei einem Bug in dieser Software das ganze Netzwerk ab, egal wie dezentral die Leute sind, die es betreiben.
Bei Bitcoin haben wir z.B. die Wahl zwischen verschiedensten Implementierungen, es gibt nicht nur bitcoin core nodes, und es gibt verschiedene mining pools, die mit verschiedener Software laufen. Auch bei Lightning haben wir die Wahl zwischen verschiedenen technisch gleichwertigen Implementierungen. Ebenso bei Ethereum. STEEM hingegen ist eine Monokultur auf Software-Ebene. Es sollte nicht nur Nodes verschiedener Betreiber geben, sondern auch verschiedene Implementierungen.

Ebenso spannend fand ich die verschiedenen Blickwinkel auf das Netzwerk. Als der Bug gefunden und behoben war, gab es mehrere Levels an "works for me".
Die Witnesses waren der Meinung "das Netzwerk ist wieder OK, wir produzieren doch Blöcke." Aus User-Sicht war aber noch gar nichts möglich, kein Frontend lief.
Klar, man kann mit einem eigenen Node und auf der commandline posten, voten und Blöcke anschauen, aber ohne einen Explorer (steemd.com ist z.B. stand jetzt wo ich das poste immer noch nicht wieder voll funktionsfähig) oder einen schönen Condenser ist für den Enduser die ganze Plattform "down", auch wenn Blöcke produziert werden. Ein nächstes Level an "works for me" entstand, als die ersten Frontends wieder kamen. Ist ja schön, wenn z.B. @palnet wieder geht, aber was nutzt es mir, wenn es nur Dinge mit #palnet Tag anzeigt, also nur einen Teil des Steem-Universums abbildet?

Gespannt bin ich, wie sich das auf den Kurs von STEEM auswirken wird. Meine persönliche Meinung und Sicht ist, dass der Ausfall nicht langfristig schaden wird, i Gegenteil, dass einige wie ich selbst dadurch tiefer eingestiegen sind, gelernt haben und dadurch das Netzwerk STEEM besser wurde. Minus 6% sind keine Seltenheit, zudem heute wieder ein typischer "BTC steigt, Alts fallen" Tag zu sein scheint.

Bitter war der Ausfall für nach @nextcolony "süchtige" (wie mich). Nach einem nervigen ganztägigen Ausfall wegen Bugs im Game war schon wieder gefühlt ein Tag lang kein Spielen möglich, diesmal wegen dem Fuckup einen Layer drunter in der Blockchain. Hier wurde die Not zur Tugend gemacht und man konnte immerhin schon Nachmittags wieder spielen, indem man Keychain manuell auf den verbliebenen funktionierenden API Node von @minnowsupport konfigurierte und den alternativen freien NC Client von @jarunik verwendet. Der ist zwar wirklich hässlich, aber gleichzeitig sehr mächtig, das Ding habe ich heute lieben gelernt (danke dafür!), gleich das Repo geforkt und werde mir ein paar Dinge einbauen, die ich schon länger in NC haben möchte.

Die Moral von der Geschichte ist meiner Meinung nach, dass man Dinge, die man nutzt, auch verstehen sollte. Dass man das nicht von jedem User erwarten kann, ist mir klar. Aber wenn man nur ein Bischen vermitteln kann, wo Komplexizität steckt, und wie man sie managen kann, haben wir viel erreicht.

Im Zeitalter von "Cloud" und zunehmender Verkomplizierung ist, komplexe Dinge zu verstehen und verständlich erklären zu können, ein Skill, der diejenigen unaufhaltbar macht, die diesen Skill meistern.

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9 comments
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Interessant, also meine Stimme hast Du jetzt schon.
Ja die Downzeit] war für die Entwicklung von Steem und seiner Tribes nicht hilfreich.

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Danke für deine Gedanken. Ich bin meilenweit entfernt, alles zu verstehen, was du schreibst, habe dennoch alles mit Interesse gelesen. Du hast Recht, diese Pause hat mich jetzt zu Palnet verschlagen und ich entdecke wieder etwas mehr. Steemd ist mir noch fremd und Steempeak, Esteem, Steemit geht alles nicht gerade. Also muss ich Neues entdecken... Deine Ideen erscheinen mit plausibel - ich vertraue da auf dein Wissen - und ich würde dir auch meine Stimme geben. Lieben Gruß Kadna

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Also mein witness vote haste jetzt schon, "alter" Stammtisch-Kumpel! :-)
Toller Artikel, von dem ich vielleicht 33,333 ... % verstanden hab.

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Cool, mega cool - mein Stimmchen ist dir auch sicher.

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Mir geht es wie @kadna nur das bei palnet hier noch gar nichts funktioniert.
Der Text ist dir sehr gut gelungen auch für nicht Fachleute kurzweilig.

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Aber wenn man nur ein Bischen vermitteln kann, wo Komplexizität steckt,

Danke für deinen post, der etwas licht in die Sache brachte, zumindest für mich
lg
Ach ja, meine Stimme hättest du auch! Gib bescheid wann es soweit ist!

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