4 Dinge, die Cineasten über den Film "Joker" wissen sollten.

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Arthur Fleck ist ein geplagter Mann, der in der geplagten Stadt Gotham lebt. Die Arbeiter der Stadtreinigung streiken. Der Müll stapelt sich überall. Noch wichtiger ist jedoch, dass Gotham inmitten großer sozialer Unruhen zwischen den Reichen und den Armen steht.

Arthur gehört zur letzteren Gruppe. Er lebt bei seiner Mutter Penny und verdient sich ein paar Kröten als Clown in einem lokalen Unternehmen. Es ist ein Job, der ihm Spaß macht - ja - aber es ist auch ein Job, den er nur schwer behalten kann. Vielleicht liegt es am Pech. Oder vielleicht liegt es an Arthurs geistiger Gesundheit. Oder vielleicht - wie Arthur es sieht - widersetzt sich die Gesellschaft jedem seiner Schritte.

Was auch immer der Fall ist, Fleck ist bereit, sein Leben zu verbessern. Er hat sogar das Ziel, Stand-up-Comedian zu werden.

Doch dann schlägt das Unglück erneut in sein Leben ein. Und dann fällt er in einen tiefen Zustand der Niedergeschlagenheit. Und dann erwägt er, ein Superschurke zu werden - und die zu töten, die ihm am nächsten stehen.

Kann ihn irgendetwas aufhalten?

Hier sind vier Dinge, die du über diesen Film wissen solltest.

Warnung: Spoiler voraus!

1: Der Film ist extrem gewalttätig (und sehr verstörend)

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Manche Filme deuten nur an, dass ein gewaltsamer Mord stattgefunden hat. Joker jedoch zeigt die Morde in unerträglichem Detail. In der beunruhigendsten Szene des Films sticht der Joker einem Mann ins Gesicht und schlägt dann seinen Kopf gegen eine Wand, immer und immer wieder, bis sein Opfer tot ist. Das Blut spritzt überall hin - an die Wand, auf den Boden und auf Jokers Gesicht. An anderer Stelle im Film schießt der Joker einem Mann in die Stirn. (Wir sehen das.) Er erschießt drei Menschen in einer U-Bahn. (Das sehen wir.) Er erstickt jemanden zu Tode. (Das sehen wir auch.)

Wenn der Film nicht gewalttätig ist, ist er verstörend. Der Joker, als Arthur Fleck, lacht unkontrolliert, egal unter welchen Umständen. Alle um ihn herum fühlen sich unwohl - als ob er jeden Moment ausrasten würde. Ein unheimlicher Unterton zieht sich durch den Film, unterstützt von einer cello-lastigen Filmmusik.

2: Es wird eine Botschaft über psychische Erkrankungen vermittelt

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Diese Botschaft: Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen Hilfe. Eng damit verbunden: Die Regierung sollte mehr tun, um Menschen in diesem Zustand zu unterstützen.

Arthur trifft sich oft mit einem Sozialarbeiter. Außerdem nimmt er regelmäßig Medikamente ein - sieben Pillen, um genau zu sein. Das wird von der Regierung finanziert. Aber in der Mitte des Films kürzt Gotham sein Budget und schließt die Klinik.

"Die scheren sich einen Dreck um Leute wie dich, Arthur", sagt der Sozialarbeiter zu Arthur.

"Wie soll ich denn meine Medikamente bekommen?" fragt Arthur.

Die Antwort: Er bekommt sie nicht.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Arthur bereits drei Menschen getötet. Hätte seine Mordserie aufgehört, wenn das Budget nicht gekürzt worden wäre? Wir wissen es nicht. Aber der Film will, dass wir die Frage in Betracht ziehen. Wie Arthur in seinem "Witz-Tagebuch" schreibt: "Das Schlimmste daran, eine Geisteskrankheit zu haben, ist, dass die Leute von dir erwarten, dich so zu verhalten, als ob du keine hättest."

3: Im Film wird der Joker zu einem sympathischen Charakter gemacht

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Der Film ist die Backstory von Batmans Nemesis. So erfahren wir, warum der Joker so geistesgestört und mörderisch ist, wie er ist. Arthur wurde als Kind gequält und verprügelt. Als Erwachsener wird er schikaniert und verspottet. Zweimal sehen wir, wie ihn Straßenpunks verprügeln.

"Ich war in meinem ganzen [Schimpfwort] Leben nicht eine Minute glücklich", erzählt er jemandem. Es ist eine tragische Geschichte mit einem noch tragischeren Ende. Bevor der Abspann läuft, erfahren wir, dass nur eine Person nett zu Fleck war.

Ich habe die mörderischen Taten des Jokers nicht bejubelt, aber ich fürchte, einige Leute werden das tun.

Der Joker ist aber nicht einzigartig, auch wenn er übertrieben ist. Viele traurige Enden hatten traurige Anfänge - Eltern, die ihr Kind nicht liebten, oder Nachbarn, die sich nicht kümmerten.

Die Heilige Schrift lehrt, dass wir für unsere eigenen Handlungen verantwortlich sind. Aber das bedeutet nicht, dass die Umgebung eines Menschen keinen Einfluss hat. Eine Person, die ohne Liebe aufgewachsen ist, wird Schwierigkeiten haben zu lieben. An dieser Stelle kommt das Evangelium ins Spiel: Es ist die gnadenerfüllte Heilung für eine hasserfüllte Gesellschaft. Es ist die gute Nachricht für diejenigen, die ein Leben voller Schmerz gelebt haben.

Überall um uns herum sind jeden Tag Menschen, die im Stillen an unsichtbaren Wunden leiden. Sie brauchen unsere Hilfe - ein Lächeln, ein Kompliment, ein bisschen Ermutigung und, ja, die Botschaft von Christus.

4: Der Films ist umstritten - und er ist nichts für Kinder

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Joker hätte sich eine strengere Altersfreigabe als FSK:16 verdient, in den USA warnte die Kinokette Alamo Drafthouse die Eltern: "Das ist nichts für Kinder, und sie werden es sowieso nicht mögen." Zwar ist der berühmte grünhaarige Bösewicht in vielen Batman-Filmen zu sehen. Aber der Dunkle Ritter hat keinen Auftritt in Joker, der eher ein Serienkiller-Film als ein Superhelden-Streifen ist. (Und wir haben noch gar nicht über die Sprache gesprochen, die etwa 25 F-Wörter enthält.)

Und dann ist da noch folgendes Problem: Wird der Film die Gewalt von ein paar gestörten Individuen entfachen, die in dem Streifen von Arthur Fleck ein Spiegelbild ihres eigenen gestörten Lebens sehen - und die sich an der Gesellschaft rächen wollen, wie er es tat? Wie der Joker allen sagt: "Du entscheidest, was richtig und falsch ist."

Tom Snyder von Movieguide sagte in einem Interview, dass er in der Tat vor sich sieht, wie eine "gestörte Person" den Film ansehen und in Flecks Fußstapfen treten könnte. "Die überwiegende Mehrheit der Zuschauer wird nicht auf diese Weise betroffen sein, aber ein paar könnten es sein", sagte Snyder.

Künstlerisch ist der Joker gut gemacht. Phoenix ist beeindruckend. Aber Joker ist eine dunkle Kunstform ohne Erlösung, ohne Helden und mit zu viel Blut. Der gute Kern, der in manchen erst nur actionlastig wirkenden Filmen durchaus zu finden ist, wird hier vergeblich gesucht, daher kann ich von diesem Film nur abraten.



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Mir und meiner Freundin hat der Film nicht gefallen. Die Handlung ist furchtbar langatmig und man hätte die Geschichte in der Hälfte der Zeit erzählen können. Außerdem ist er, wie du schon sagst, unnötig brutal.

Die Story an sich ist in Ordnung. Es wird auch ein wichtiges soziales und politisches Problem hingewiesen.

Trotzdem kann ich ihn nicht weiterempfehlen.

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Die Schreiber waren schon kreativ und wussten, was sie machen, das mit dem sozialen politischen Problem sehe ich genauso, nur scheint mir der Film darauf abzuzielen, Gesellschaftsschichten gegeneinander aufzubringen, statt Lösungen zum Wohle aller zu suchen, ist jedenfalls mein Eindruck.

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Am meisten stört mich, dass im Film die Gesellschaft (mit)schuldig ist an den Morden und nicht die kranke Psyche des Mannes. Andere sind auch arm, morden aber deswegen nicht. Die unterschwellige Botschaft: Niemand ist schuld an seinem Verhalten, sondern die Gesellschaft hat die Pflicht, bla bla bla.

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Das ist der Punkt, allem voran dein letzter Satz, genau das finde ich nämlich so gefährlich bei diesem Film.

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