RE: Erlebnisbericht: Arzt verweigert Folgerezept für Beta-Blocker

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Hallo lieber barmbo,

es ist immer sehr schwierig zu solchen Fällen irgendetwas Sinnvolles zu sagen und ich bin kein berufener Richter/Besserwisser/von der Ferne Beurteiler etc.

Da ich gementiont wurde, vielleicht ein paar wesentliche Dinge -nach meinem Kenntnisstand:
Grundsätzlich muss ein Arzt mit voller hausärztlicher kassenärztlicher Zulassung 25 h "Sprechstundenzeiten" pro Woche anbieten (mit halber z.b. entsprechend weniger), die kassenärztlichen Vereinigungen überprüfen dies auch bundesweit meines Wissens, wie er diese Stunden aufteilt bleibt ihm überlassen.
Schliessungen müssen per Hinweis auf vertretende Ärzte oder wenigstens Notstrukturen geregelt sein.
Und grundsätzlich kann auch ein Arzt eine therapeutische Beziehung von sich aus beenden (dann bleibt nur die Pflicht zur ärztlichen Nothilfe in lebensbedrohlichen Fällen bestehen, die gilt immer), dafür müssen allerdings sehr gewichtige Gründe vorliegen, die durchaus vorkommen.
Der von Dir hier geschilderte Grund "des Nichtmitbringens der eigenen Ehefrau zur Sprechstunde" gehört da natürlich nicht dazu, das wäre albern und das muss man auch nicht kommentieren.
Bedrohungen, Beleidigungen, körperliche Übergriffe gegenüber Arzt/MFAs (was in unserer verrohten und oft anstandsbefreiten Zeit leider deutlichst zunimmt) oder z.B. auch eindeutige Anzüglichkeiten gegenüber den MFAs etc würden dazu gehören oder andere wirklich schwerwiegende Dinge wie versuchte Nötigung zum Sozialbetrug oder ähnliches.

Eine laufende Blutdruckbehandlung muss ggf. erstmal weiter geführt werden, der Grund des Nichtausstellen eines Rezeptes erschliesst sich mir hier irgendwie gar nicht, ohne die Details Deines Behandlungskonzepts zu kennen, und die gehören ja auch nicht auf die Blockchain aus meiner Sicht.
Mindestens muss aber ein Ort genannt werden, wo Du Dein Rezept b.a.w. bekommen könntest, in Berlin z.B. hier:
https://www.kvberlin.de/fuer-patienten/standorte-notdienstpraxen

Ich würde an Deiner Stelle da gar nicht mehr hingehen, ev noch das eine Rezept für ein Quartal nochmals einfordern und mir jemand anders suchen, auch wenn das mühsam ist,
aber das von Dir Geschilderte ist ja keine Basis einer weiterern vertrauenvollen Arzt-Patienten-Beziehung.
Weiter kann ein Arzt mit Kassenzulassung auch neue Patienten in die Übernahme der Regelbetreuung ablehnen (nicht in lebensbedrohlichen Notfällen s.o.) und muss das manchmal auch, wenn z.b. die Praxis einfach überlastet ist und z.B. eh schon doppelt soviel Patienten wie in einer Durchschnittspraxis betreut werden, da hat man auch eine Sicherstellungsgarantie gegenüber den bisher anvertrauten Patienten, auf eine Fähre, die für 1000 Leute ausgelegt ist darfst Du auch keine 2000 stecken.

Die Aufgabe der Sicherstellung der ambulanten Versorgung gesetzlich krankenversicherter Patienten verbleibt übergeordnet und genuin per SGB-V weiter bei der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung, über die Tel-Nr 116117 sollte bundesweit per teuer durch Herrn Spahn eingeführter und von den Ärzten bezahlten Terminservicestellen ein neuer Hausarzt gefunden werden.
Das wird jedoch immer schwieriger und ist oft dysfunktional (lange Telefonwartezeiten, x. klicks etc.), wie zunehmend leider so vieles in unseren sog. Gesundheitssystem, ambulant wie stationär.
Im Falle eines Zusammenbruchs der ambulanten Strukturen würde die Aufgabe der Sicherstellung auf die gesetzlichen Krankenkassen übergehen, die das aber ja gar nicht können.

Beschwerden kannst Du an die kassenärztliche Vereinigung richten, z.B. wegen des Unterbrechens einer laufenden Behandlung aus offenbar nichtigem Grund, oder ggf. auch an die Ärztekammer, die beide dann das Einleitung eines standesrechtlichen Verfahrens prüfen, aber das löst Dein Problem aktuell ja nicht.

Ich würde den Arzt an Deiner Stelle nochmals schriftlich bitten, das Rezept noch 1 x auszustellen und ihm sagen, dass Du danach ggf. Deine Unterlagen haben willst, das Recht auf Deine vollständigen Akten hast Du natürlich.

Und bevor jetzt etwas wirklich Schlimmes passiert (mit Deinem Blutdruck und möglichen Schäden dadurch) hole Dir lieber das Rezept übergangsweise in einer KV-Notdienstpraxis, falls es in der bisherigen wirklich zu nix führt.

Der Irrsinn einer wirklich schlechter werdenden Basisversorgung wird leider jeden Tag weiter sichtbar, hier ist ein weiteres sehr unschönes Beispiel zu finden. Ich fürchte es wird nicht besser werden die nächsten Jahre, das sagen alle Zahlen schon lange.

Ich hoffe, das ich Dir etwas weiterhelfen konnte, vielmehr kann ich leider dann auch nicht dazu beitragen.

Gute Gesundheit und BGvB.



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Lieber balte!
Vielen lieben Dank für deine Informationen und deinen Rat!
Wie ich die Sache überblicke, wird sich die Praxis ohnehin nicht mehr lange halten können. Das Wartezimmer ist fast immer vollständig leer, es klappt nun schon lange nicht mehr durch das Terminieren ein volles Wartezimmer zu inszenieren.

Eine Zeit war es immer recht "voll" ca. 5 Patienten, ich fragte dann mal die anderen für was für eine Uhrzeit sie denn bestellt waren, sie waren alle exakt für 17:00 Uhr bestellt worden. Danach kam auch kein neuer in den Wartebereich.

Das funktioniert nicht mehr, weil es wohl immer weniger werden. Vielleicht fällt ihm nun seine Impf-Telefonaquise auf die Füsse. Es wurden während der Sprechstunde Patienten angerufen und auf das Impfen angesprochen. Es wäre grad günstig und sie wüssten gar nicht wann sie das nächste mal wieder das Serum bekommen würden. Es war peinlich sich sowas anzuhören. !invest_vote

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Liebe Barmbo,

den Ausführung von @balte habe ich nichts hinzuzufügen. Er hat die Lage treffen beschrieben.

Wenn Dein Hausarzt eine solche Wesensänderung aufweist, sollte man ihm raten sich bei einem Neurologen vorzustellen um die Ursache dieser Wesensänderung, die sich offenbar ja auch auf seine Praxis auszuwirken scheint feststellen zu können. Nicht dass er einen Hirntumor im Frontallappenbereich hat, welche diese "Aussetzer" Dir gegenüber erklären würde.

Mit Betreten der Praxis ist definitiv ein Behandlungsvertrag geschlossen worden, der auch entsprechend von seiner Seit den Regeln der ärztlichen Kunst folgend zu erfüllen ist. Den Patienten ohne die seines Erachtens erforderliche Medikation zu lassen ist sicherlich ein schwerwiegender Verstoß gegen die ärztlich gebotene Sorgfaltspflicht.

Ein Spruch der immer zieht, sofern man eh keinen Wert auf eine Fortsetzung des Behandlungsverhältnis legt, ist zum Beispiel folgender:

Sie haben scheinbar eine gute Berufshaftpflichversicherung, wenn sie mir das Rezept verweigern, oder?

Wie gesagt - der Spruch ist ziemlich hart - trifft es aber in solchen Fällen auf den Punkt und den würde ich nur bringen, wenn ich mit dem Arzt eh nix mehr zu tun haben will.

Es stellt sich für mich die Frage ob der arterielle Hypertonus korrekt abgeklärt wurde? Wie steht es um deinen Allgemeinzustand? Fettleibigkeit - sprich adipositas im mit abdominalen Fettpolstern?

Wurde bezüglich der Ursachen des Bluthochdruckes eine Nierenarterienstenose, eine Nebennierenerkrankung usw. ausgeschlossen?

Wenn eine direkte organische Ursache nicht gefunden wurde - wie steht es um Deine Flüssigaufnahme am Tag? Trinkst Du ausreichend? Es kann sein, dass bei jahrelang zu geringer Flüssigkeitsaufnahme der Körper in eine Adrenerge Stoffwechsellage gerät und die Gefässe enger stellt um den Volumenmangel im Kreislauf zu kompensieren. Auch das kann den Blutdruck erhöhen.

Diesen Teufelskreis kann man aber nur durchbrechen, wenn über mehrere Wochen ausreichend viel getrunken wird, z.B. in dem man morgens nach dem Aufstehen direkt einen Liter Wasser auf ex runterspült - und das ruhig 6 Wochen und länger - vorausgesetzt es sprechen keine kardialen Gründe oder Nierentechnische Probleme dagegen.

Im Alter saufen die Menschen leider zu wenig Wasser, was die Hypertonie wegen des relativen Volumenmangels in der Regel verschlechtert.

Ist dann noch der Bauchansatz und die Fettpolster zu groß, dann verstärkt dies meist die Hypertonie, da das Bauchfett wie eine hormonelle Drüse agiert und zu einer Steigerung des Blutdruckes führt.

Gewichtsreduktion ist in dem Fall zu Beseitigung des metabolischen Syndroms in dessen Folge es häufig zu einem Hypertonus kommt unverzichtbar.

Beste Grüße.

!LUV

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Danke für deine Tips!

Das mit dem Liter Wasser am Morgen, werde ich auch ausprobieren! Über den Tag verteilt trinke ich 3.4 Liter aber morgens hab ich es bis jetzt bei einem Glas belassen. Das mit dem fehlenden Durst kann ich bestätigen, aber ich trinke schon allein wegen dem Asthma immer mal einen über den Durst! :-)

Übergewicht ist eigentlich Standard bei mir hält sich aber in Grenzen vielleicht so 10 Kilo. Habe mich mal auf Idealgewicht runtertrainiert, dass war danach nicht mehr ich, nicht vom Wesen her nein es ist einfach nicht mein Wohlfühlgewicht. :-)

Bis Corinna die Bühne betrat waren wir alle 3 Monate zur Blutabnahme bis auf Cholesterin war nie etwas auffälliges.

Die Betablocker (Atenolol) wurden bei mir im Krankenhaus eingestellt, nach grossangelegter Suche nach Ursachen.

Ich bin ein Stressmensch, bin schnell ganz oben auf der höchsten Palme. Liegt wohl mit an meiner Abneigung für jegliche Hierachien!

Habe schon Drücke von 220 - 130 erlebt mit Tunnelblick und allem was dazugehört. Beim EKG und EEG wurde danach nix festgestellt.

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Hypertensive Krisen sollte man tunlichst vermeiden und bei Auftreten natürlich sofort behandeln. Sowas kann im schlimmsten Fall zu Hirnblutungen führen, deren Prognose oftmals infaust ist.

Hab so einen Fall im Bekanntenkreis, der sich vom Schlag wohl niemals mehr erholen wird und im Wachkoma liegt und dass voll aus dem Leben heraus.

Wie war der Blutdruck denn beim Idealgewicht?

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@janasilver

Zu der Zeit wo ich auf 72 Kilo runter war, habe ich noch nicht regelmässig gemessen, ist auch schon bestimmt 25 Jahre her.

Hier die Geschichte wie ich zu den Blockern kam:

Ich bin 2003 in der Wohnung bewusstlos zusammengebrochen, meine Frau hat mich wieder zurückgeholt. Ich tippte auf Kreislaufkollaps, wollte den bereits bestellten Rettungswagen abbestellen, der stand aber schon vor der Tür. Ich runter und hab denen gesagt mir geht es wieder gut, ich will sie nicht unnötig aufhalten, gibt bestimmt wichtigeres.

Sie und meine Frau überredeten mich zur Kontrolle ins Krankenhaus mitzufahren., okay dachte ich machen we datt.
Der Wagen fuhr los, ich wurde an son paar Geräte angeschlossen, dann hörte ich Sirene und sah das Blinken des Blaulichts. Die Geräte zeigten in dem Moment irgendwelche Warnsignale.

Im Schockraum angelangt Blutkontrolle, Blutdruck so um die 156 zu irgendwas, alles in Ordnung. Der Arzt wandte sich daraufhin anderen Patienten zu, war wohl irgendwo ne Schlägerei gewesen, naja wir waren ja auch in Langendreer! :-)

Naja, ich freute mich schon wieder auf den Heimweg, da wurde mir schlecht, sowas von schlecht. Ich erlitt einen Blutsturz, zufällig ging gerade jemand an der offenen Tür vorbei und rief die Ärzte im Nebenzimmer.

Der zuständige Arzt-Lehrling hatte bei der Auswertung der Blutuntersuchung den viel zu niedrigen HB-Wert übersehen, was der Chef-Pfleger Bernhard (den kannte in Langendreer jeder, der sich schonmal des Nachts diverse Verletzungen zugezogen hatte) mit einem Blick bemerkte. Diese Situation hätte also vermieden werden können, da die innere Blutung so früher erkannt worden wäre.

Die Magenspiegelung brachte nach dem abpumpen von gut 1,5Liter Blutes ein geplatztes Magengeschwür zum Vorschein.
Gute 3 Liter waren bis dahin insgesamt aus dem Kreislauf fehlgeleitet worden.

Dann erfolgten die Einstellungen des anscheinenden Mitverursachers des Magenblutens, eben des Blutdrucks. seitdem nehme ich Atenolol und seit ca. 2 Jahren zusätzlich Doxazosin, weil der Ruhepuls nicht weiter unter 60 sinken sollte. Werte waren bis jetzt stabil. so im 130er - 80er Bereich.

Dies nur zur Bestätigung deiner Warnung vor inneren Blutungen durch Bluthochdruck!

Dies war das 1. Trauma was @kirstin durch meine gesundheitlichen Ausfälle erfahren musste.

Es sollten tatsächlich noch 3 weitere folgen, jedesmal um Haaresbreite.

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Dann feierst Du also mehrmals im Jahr Geburtstag.

Hast einen Schutzengel gehabt...👍👍👍

Beste Grüße,

!BEER

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Impfen ist ein wichtiger Teil des Versorgungsauftrages, aber eben nur ein Teil, die Basis-Behandlung der vielschichtigen Gesundheits-und auch Sozial-Probleme aller Art bleibt die Hauptaufgabe der "primary care", ich lehre ja schon lange Studenten mein Fachgebiet.
Der Mensch ist immer bio-psycho-sozial zu betrachten, in der primary care natürlich mehr als in anderen Fächern meist, die einen anderen Versorgungsauftrag haben.
Covid hat da insgesamt vieles nicht zum Guten verschoben, wie auch wenn man z.B 25 Seiten kleingedruckte Regeln für die Tätigkeit des Steckens eines Abstrichtupfers in Nase/Rachen seitens des Gesetzgebers vorgesetzt bekommt.

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